Türen auf
Raum für Begegnungen
„Türen auf und versteckt euch nicht hinter den Kirchenmauern!“
Das war die Aufforderung junger Menschen aus Altötting an uns als Gemeinde, als wir uns vor 18 Jahren in das Erlebnis einer Missionswoche stürzten und dabei unter anderem die „Offene Kirche“ kennenlernten.
Offene Kirche in St. Nepomuk
Nach dem wir erlebt hatten, dass wir solcherart mit Menschen ins Gespräch kommen konnten, die wir in einer Hl. Messe nie treffen würden, waren viele von uns von der Bedeutung dieser einfachen Begegnungsmöglichkeit überzeugt.
Seit damals halten wir in St. Johann Nepomuk im 2. Wiener Gemeindebezirk jeden Mittwochnachmittag, von außen deutlich sichtbar, unser Kirchentor weit offen und laden zur „Offenen Kirche“ ein.
Die „Offene Kirche“ möchte eine Anlaufstelle sein. Pfarrangehörige der Gemeinde sind vor Ort und bereit für Begegnungen mit Passanten, Anrainern, Neuzugezogenen. Es ergeben sich auch Kontakte mit Kindern und deren Eltern, da sie zu dieser Zeit von der angrenzenden Schule gemeinsam auf dem Weg nach Hause sind.
Die Offene Kirche möchte neben der Begegnung mit den Menschen auch in besonderer Weise den Raum für Gottesbegegnung eröffnen.
Foto: Pfarre St. Johann Nepomuk
Wie sieht das praktisch aus?
Wenn es von der Jahreszeit her passt, stehen die Flügel des Haupttores weit offen und man kann beim Vorbeigehen in den geschmückten und mit Kerzen erhellten Altarraum sehen. Zusätzlich weisen Plakatständer auf das Angebot der Offenen Kirche an diesem Tag hin. Im Winter sind es vor allem die großen Laternen, die zusätzlich einladend wirken.
Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt
Auf die Passanten zuzugehen und sie einzuladen, sich ein paar Minuten Zeit für eine Pause zu nehmen oder ein Teelicht für ein persönliches Anliegen anzuzünden, benötigt dann schon etwas Überwindung und ein gutes Timing für die Kontaktaufnahme. So macht es beispielsweise nicht viel Sinn jemanden beim Telefonieren zu unterbrechen.
Jene Menschen, welche die sieben Stufen von der belebten Praterstraße in unsere Kirche hinein gut hinter sich gebracht haben, erleben einen stimmungsvoll geschmückten Altarraum mit vielen Kerzen, hören dezente Musik und können ein wenig zur Ruhe kommen.
Wer möchte, kann das Teelicht am Eingang an einer bereitgestellten Kerze entzünden, ein persönliches Anliegen auf vorbereitete Zettel schreiben und beides nach vor zum Altar bringen. Aus der dort bereitgestellten Box kann ein Satz aus der Bibel heraus- und mitgenommen werden. Üblicherweise passt dieser dann auch wunderbar zur jeweiligen persönlichen Lebenssituation.
Wir weisen auch auf die Anwesenheit des Priesters, unseres Pfarrers Konstantin hin, der gerne persönlichen Segen spendet und auch zu Gespräch und zur Beichte bereit ist.
An diesem Nachmittag der „Offenen Kirche“ ist am Altar das Allerheiligste ausgesetzt, von vielen Kerzen umgeben und erleuchtet. Gott selbst ist es, der uns erwartet und dem wir hier begegnen können. Es geht also konkret um die „Beziehungspflege“ zwischen Gott und Mensch.
Bei den Begegnungen an den Nachmittagen der „Offenen Kirche“ müssen wir uns natürlich auch manchmal mit Ablehnung oder angriffigen Aussagen auseinandersetzen. Es ist hilfreich sich darüber im Team auszutauschen. Vor allem aber wird uns viel Persönliches anvertraut: Berührendes wie Schmerzvolles.
„Das hat mir heute wirklich gut getan! Ich bin überrascht, danke!“ bekommen wir zu hören oder: “Es ist erfreulich, dass hier in der Kirche jemand da ist.“
Gabi Einberger, gabi.einberger@gmail.com
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